So spricht der HERR: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der HERR bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der HERR. (Jeremia 9, 22f)

Liebe Gemeinde,
wessen rühmen sich Menschen?
Schon zu Zeiten des Propheten Jeremia waren das eine hohe Intelligenz, ein gestählter Body oder viel Geld: Weisheit, Stärke, Reichtum. Das hat sich bis heute kaum geändert. Unter diesen Dreigespann kann man so ziemlich alles unterbringen, was im Leben eines Menschen als erstrebenswert oder erfolgreich gilt.
An sich sind das ja keine schlechten Dinge. Ein bisschen mehr Weisheit würde uns allen doch guttun und ein bisschen mehr Fitness, gerade nach zwei Jahren Coronacouchdasein, dagegen hätte sicherlich auch niemand etwas. Über Geld will ich gar nicht erst reden, wo doch alles immer teurer wird.
Wozu wollen oder gar brauchen wir Weisheit, Stärke und den überfließenden Reichtum, den unsere Welt ja durchaus bietet? Was ist eigentlich das Ziel, welches wir Menschen haben, und wofür wir Mühen auf uns nehmen? Es ist doch nicht reich sein um des Geldes willen, oder stark sein oder klug sein.
Vielmehr erwarten wir von diesen Zuständen oder Eigenschaften klug, stark und reich eine Wirkung, die unser Leben erfüllt. Sie sind Mittel zum eigentlichen Zweck und Ziel. Klug, fit oder reich kann man werden, und dann? Das eigentliche Ziel ist vielmehr ein gutes Leben zu führen, starke Liebe zu erfahren oder frei zu sein von Sorge. Auch wahres Menschsein oder Glück gehören hier hin.

Nun ist es aber einfacher, Geld zu verdienen, als glücklich zu sein. So wie es einfacher ist, einen Hochschulabschluss zu erreichen als ein guter Mensch zu sein,
Und auch ist es einfacher, Sport zu treiben als die Liebe seines Lebens zu finden- wenngleich der Körper hierbei eine nicht zu unterschätzenden Rolle spielt.
Daran liegt es wohl, dass wir diese einfacheren Ziele wählen und uns von ihnen erhoffen, dass dann das eigentlich Gewünschte folgt.
Oft bleibt aber gerade das aus. Menschen reagieren nun eigenartig. Sie steigern ihre Leistung, um Reichtum zu vergrößern, den Intellekt immer noch schärfer zu machen, der Körper immer noch ein wenig weiter zu stählen, und vergrößern dabei den Abstand zu den anderen, zu den eigenen ursprünglichen Zielen, ja zum Ursprung ihrer selbst.
Davor warnt Jeremia durch sein von ihm übermitteltes Gotteswort. An dieser Stelle immer weiter zu machen. Sich selbst noch mehr abzuverlangen, seine Aufmerksamkeit auf die eigene Leistung zu legen, und zu erwarten, dass dann das selbst gesteckte Ziel doch noch erreicht würde. Wir sollen uns nicht selbst rühmen, immer weiter rühmen und uns im Rühmen verlieren.
Denn nach Jeremias Wort steht dieses Rühmen gar nicht uns zu, ist gar nicht auf uns hin ausgerichtet, sondern Gott. Das Hebräische benutzt hier das Wort Hallel, welches wir aus dem Gotteslob Hallelu-Ja, Lobet den HERRN kennen.
Wenn aus dem Hallelu-Ja ein Hallelu-Isch wird, wenn es nicht mehr Gott, sondern dem Menschen gilt, klingt es nicht nur nicht mehr richtig, sondern wird geradezu halluzinativ: man macht sich dann nur noch etwas vor.
Sich zu rühmen, dient vor allem einem: den vermeintlich aus eigener Kraft erworbenen Ruhm zu mehren, weil Weisheit, Stärke und Reichtum ohne Ruhm irgendwie nicht genügen. Das Zurückführen des guten Lebens auf die eigene Stärke, so menschlich das ist, führt jedoch in Isolation, in ein Abschnüren von der Quelle. Denn alles Gute kommt bekanntlich von oben.
Wenn man in diesem Ruhmesdenken einmal drinnen steckt, kommt niemand dort alleine wieder raus.
Dazu bedarf es eines neuen Standortes, einer neuen Sicht oder eines neuen Zutrauens zur Welt und zu sich selbst. Einen solchen neuen Standort, eine solche neue Sicht zu erlangen, uns Menschen zum Wohl, darum hat Gott damals den Propheten Jeremia geschickt und immer wieder Menschen beauftragt, auf seine Sicht der Dinge, der Welt, insbesondere auf seine Sicht von uns Menschen hinzuweisen. Nun ist es aber nicht ganz einfach, einen Klugen zu belehren, einen Starken Einhalt zu gebieten oder einen Reichen zur Mäßigung anzuhalten, vor allem, wenn sie auch noch gerade darauf stolz sind.

Dem menschlichen Dreigespann Weisheit, Stärke und Reichtum, die ja durchaus gut sind, solange sie an Gott gebunden bleiben, aber eben auch immer wegen der ihnen innewohnenden Kraft in der Gefahr stehen, von ihm abzudriften und in menschliche Untiefen zu steuern, wird darum das eindeutig göttliche Dreigespann Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit mitgegeben. Das erzeugt zwar zuerest eine gewisse Schwere. Dennoch sind Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit gerade der nötige Ballast, der den Dreimaster Weisheit, Stärke und Reichtum auf Kurs hält und vor dem Kentern schützt.
Eine Weisheit, die sich nicht in den Dienst am Nächsten stellt, kann gerne im Elfenbeinturm bleiben. Eine Stärke, die sich nicht in Rücksicht auf den Schwachen bindet, ist nur Gewalt. Und auf Reichtum, der nicht dem Allgemeinwohl verpflichtet ist, liegt gewiss kein Segen.
Nun ist es aber gerade das Gotteswort des Propheten, welches hier Eindeutigkeit schafft.
Es ist nicht der Mensch, der das Gelingen eines erfüllten Lebens garantiert, sondern es ist Gott, der -indem er Barmherzigkeit übt und Recht- den Menschen ein rechtschaffendes Herz schlagen lässt. Indem er uns klug, stark und reich macht, und uns erkennen lässt, dass es von ihm kommt und in seinen Händen bleibt, befreit er uns von dem Zwang klug, stark und reich zu sein und ermöglicht es uns, ein menschliches Leben mit Gottes Wohlgefallen zu führen.

Herzliche Grüße – auch von Jutta Richter-Schröder,
Gudrun Schlottmann und Ruth Gaiser- Hardy Rheineck

 
Kooperation Service Impressum © medio.de